Stammtisch im September 2022 in Thierbach
Unser erster Stammtisch nach der Pandemie, war gleich wieder ein voller Erfolg. Zeigt es doch erneut wie viel Interesse an dem Thema DDR und innerdeutsche Grenze besteht. So kamen auch gleich 2 junge Damen erstmalig zum Stammtisch, die sich die Geschichten, welche unsere Grenzer zu erzählen wussten mit Interesse anhörten.
Auch das Interesse der Presse wurde uns direkt wieder bewusst. So waren eine Fotografin und ein Reporter der überregionalen Zeitung „DIE ZEIT“ zu Besuch. Bereits vor dem Stammtisch waren die beiden Medienvertreter mit Otto Oeder und Günther Heinze unterwegs und stellten ihre Fragen und machten viele Fotos.
Ebenfalls Anwesend war Günter Wetzel, vielleicht besser bekannt, als der „Ballonflüchtling„. Wie Günter berichtete, hatte sich in den vergangenen Wochen ein ehemaliger Grenzsoldat der DDR bei ihm telefonisch gemeldet. Er war in der Fluchtnacht als junger Soldat auf einem der Grenztürme in Blankenstein stationiert, als der Fluchtballo über sie hinwegflog. Dieser ehemalige Grenzsoldat war zum Stammtisch auch persönlich anwesend. So erfuhren wir aus dessen Erzählungen, was er wirklich erlebt hat in dieser Nacht. Die Suchscheinwerfer auf den Türmen in damaligen Zeit gingen ja, wie er berichtet gerade einmal 50 Meter weit. So hatte er die beiden Grenztürme links und rechts von ihm informiert und es wurde gemeinsam versucht den Fluchtballon zu beleuchten. Da der Ballon aber ca. 2000 m hoch war, gelang dies natürlich nicht. Allerdings ging gleich am nächsten Tag die Befragung der Turmbesatzungen durch die Stasi los.
Ein rundum gelungener und harmonischer Stammtisch mit vielen neuen Informationen und Erkenntnissen ging spät Abends zu Ende. In der Zukunft wird es den Grenzer-Stammtisch nur noch alle 2 Monate geben. Hoffen wir dass das Infektionsgeschehen um Corona unseren beliebten Stammtisch weiterhin zulässt und das wir alle gesund bleiben.
Fotos vom Stammtisch | Quelle: Grenzer-Stammtisch |
Stammtisch im November 2022 in Frössen
Wir trafen uns diesmal im bewährten Gasthaus „Am Krämerfeld“ in Frössen. Erstklassige Thüringische und Deutsche Küche sorgten wieder für einen gelungenen Abend. Otto Oeder sprach gleich in seiner Begrüßung 2 Jugendliche von der Regelschule in Schleiz an, die sich in Begleitung zu diesem Stammtisch fahren ließen, da sie für eine schulische Projektarbeit über Mödlareuth und die oberfränkische Grenzregion recherchierten. Otto sicherte ihnen die volle Unterstützung zu, schließlich gäbe es an unseren Stammtischen keine Science Fiction-Romane, sondern nur echte Erlebnisse der ehemaligen Grenzsoldaten der vergangenen DDR, bayerischen Grenzpolizisten, sowie Zollbeamten und ehemaligen Bundesgrenzschützern aus erster Hand. Die beiden Jugendlichen machten davon auch redlich Gebrauch und stellten viele Fragen.
Auch Gäste die erstmalig extra zum Stammtisch aus dem Harz angereist waren, sowie einen bekannten Vertreter der lokalen Presse konnte Otto wieder begrüßen.
Anschließend berichtete Günther Heinze von seiner Grenzsoldatenzeit. Aus dem Spreewald stammend hatte er die ersten Wochen in Thüringen gewaltige Probleme mit dem Wald, Wald und nochmal Wald. Sonst nichts!
Nach der Wende war Günther war 25 Jahre lang der Vorsitzenden des Wandervereins in Schlegel. 1996 bei einer Wanderung von Kulm kommend in Richtung Titschendorf, da entdeckte er vom ehemaligen Kolonnenweg aus im ehemaligen Minengürtel einen mittlerweile gewachsenen Vogelbeerbaum der mit Blumen geschmückt war. Noch dachte er sich nichts dabei, vor allem da im Minengürtel noch immer ca. 200 Schafe als „Minenräumkommando“ weideten. Ein altes Foto mit diesen Schafen hatte Günther auch gleich dabei.
Im Jahr 2003 kam Günther wieder mit einer Wandergruppe auf dem gleichen Weg entlang. Und wieder war dieser Vogelbeerbaum mit Blumen geschmückt. Nun dachte er sich, das wird jetzt aufgeklärt und ging in den ehemaligen Minengürtel direkt zum Baum. Als er die Äste beiseiteschob entdeckte er eine Tafel mit der Inschrift „November 1966“. Natürlich war mittlerweile die Kompanie leer und er wusste im ersten Moment auch nicht so recht wohin er sich mit dieser Information wenden sollte. So stellte er diese Frage am Grenzer-Stammtisch im Jahr 2014. Vielleicht gab es ja beim Zoll, oder Bundesgrenzschutz, oder auch bei der bayerischen Grenzpolizei irgendwo eine Aufzeichnung darüber. Es kam bis heute nichts Näheres heraus. Am heutigen Grenzer-Stammtisch kam aber eine Antwort von Klaus Hanusa. Klaus war genau zu dieser Zeit 1966 an der Grenze stationiert. Er erinnert sich das da etwas war, aber das Ganze unterlag strenger Geheimhaltung und so richtig hat eigentlich keiner in der Kompanie etwas erfahren. Mittlerweile, im Jahr 2022 wird dieser Baum auch nicht mehr mit Blumen geschmückt. Richtig aufgeklärt kann das Thema also bis heute nicht werden.
Wie weit unser Grenzer-Stammtisch Beachtung findet, berichtet Günther ebenfalls. Eines schönen Tages lag in seinem Briefkasten ein Bericht über unseren Grenzer-Stammtisch aus der Lindauer Zeitung mit Datum Donnerstag 02. Oktober 2014. In diesem redaktionellen Beitrag ging es genau um die Fragestellung zu diesem mysteriösen Vogelbeerbaum. Mit dieser Kopie des Zeitungsartikels lagen noch 2 Seiten über Todesfälle an der Grenze in seinem Briefkasten. Genau über Peter Külbel der am 08. Januar 1983 durch eine Selbstschussanlage beim versuchten Grenzübertritt in der Nähe von Schlegel getötet wurde und über Unteroffizier Manfred Krause der aus einem Missverständnis heraus Suizid beging. Wer diese Dokumente bei Günther in den Briefkasten geworfen hat ist bis heute unbekannt.
Gegen 22:00 Uhr ging dieser harmonische Stammtisch zu Ende.
Fotos vom Stammtisch | Quelle: Grenzer-Stammtisch | |
Bericht der Lindauer Zeitung | Quelle: Lindauer Zeitung 02.10.2014 | |
Aktueller Bericht in der OTZ | Quelle: OTZ 24.11.2022 Autor: Peter Hagen |